Die 5 größten Fallstricke und Missverständnisse im Changeprozess und New Work.
Wir alle sind jetzt agil. New Work ist die neue Orientierung mit Remote Work und Co-Working-Spaces. Cross-Function und damit interdisziplinäre Teams sind jetzt angesagt. Und falls das noch nicht reicht, dann starten wir eben eine (neue) disruptive Phase. Jetzt wird alles gut …
Umdenken ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir müssen und wir werden neue Wege in der Zusammenarbeit gehen – doch die richtige Richtung ist nicht immer einfach zu finden.
Eine „moderne“ Kommunikation alleine reicht nicht …
Feiern wir die aktuellen Buzzwords in unserer Kommunikation! Sorry, wenn ich es an dieser Stelle sehr direkt ausdrücke: Manchmal habe ich bei Kick-off-Meetings das Gefühl, dass gerne Bullshit-Bingo in der Edition „New Work“ gespielt wird. Schließlich wird damit vermittelt, dass man modern und „up to date“ ist.
Leider sieht die Realität bzw. die Praxis in unseren Unternehmen dazu oftmals anders aus. Ein neuer Anstrich auf vorhandene (alte) Systeme führt in der Regel nicht zum gewünschten Erfolg. Im Gegenteil, eine vermeintlich gute Absicht, kann bei einer schlecht geplanten Umsetzung schnell kontraproduktiv wirken. Die beteiligten Manager:innen, Führungskräfte und Mitarbeiter:innen werden damit verunsichert und schlimmsten Falle in eine Blockadehaltung geführt.
Nichts ist beständiger als der Wandel
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil ich genau diese Erfahrungen als Business-Coach und Scrum-Master in den letzten Wochen und Monaten immer wieder in verschiedenen Unternehmen erleben durfte. Unabhängig der Branche und Größe der Firmen, es tauchen immer wieder die gleichen Fallstricke und/oder Missverständnisse auf. Verstehen Sie mich bitte an dieser Stelle richtig. Ich unterstütze Veränderung – wir brauchen Veränderung! Haben wir Corona und damit verbunden die Lockdowns geplant bzw. vorhergesehen? Den Russland-Ukraine-Krieg? Aktuell diskutieren wir über Wasserknappheit in Europa und explodierende Energiekosten, welche Auswirkungen auf unser gesamtes Wirtschaftssystem haben werden. Wir befinden uns mitten in der Industrie 4.0 und spekulieren bereits auf die 5. industrielle Revolution (u.a. der professionelle und globale Einsatz der künstlichen Intelligenz). Also ja, wir müssen uns mit diesen dynamischen Veränderungen intensiv auseinandersetzen – wer sich nicht an die neuen Rahmenbedingungen anpasst, wird verlieren. Bleibt in diesem Zusammenhang allerdings die Frage, warum tun wir uns dann mit der Veränderung in der Praxis oftmals so schwer?
Zwei Commitments, die Ihr Leben verändern werden …
Bevor ich auf die 5 größten Fallstricke und Missverständnisse im Zusammenhang mit Changeprozessen und New Work komme, habe ich noch eine Bitte an Sie. Diese habe ich auch in meiner Einleitung zu meinem Buch formuliert bzw. beschrieben. Allerdings stelle ich immer wieder fest, dass die beiden folgenden Commitments gerne „übersehen“ werden. Ich erachte diese jedoch als fundamental, wenn es um das Thema „Veränderung“ geht:
- Seien Sie absolut ehrlich zu sich selbst!
- Verlassen Sie Ihre Komfortzone!
Wenn Sie nur eines dieser beiden Vereinbarungen, welche Sie mit sich selbst treffen müssen, nicht beachten, haben Sie die besten Chancen, dass die geplante Veränderung (dabei ist es unerheblich, ob wir jetzt über eine berufliche oder private Veränderung sprechen) nicht funktionieren wird. Die Umsetzung klingt einfach für Sie – nun, dann probieren Sie es aus und starten Sie jetzt (ja, ich meine sofort) damit! Und ja, ich habe in meinen Coachings schon viele „Gründe“ (Ausreden) gehört, warum diese Vereinbarungen gerade „jetzt“ nicht funktionieren …
… und täglich grüßt das Murmeltier.
Selbstverständlich gibt es für jedes Unternehmen und damit verbunden für jede geplante oder notwendige Veränderung auch individuelle Voraussetzungen, Ziele und Wünsche, welche es zu berücksichtigen gilt. Die nachfolgenden 5 Punkte sind jedoch immer wieder Anlass für grundlegende Diskussionen bzw. sogar auch Gründe, warum geplante Vorhaben nicht die prognostizierten Ergebnisse liefern:
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Orientierung
Was haben bzw. hatten folgende Personen gemeinsam: Steve Jobs, Jeff Bezos, Elon Musk, Richard Branson, Mark Zuckerberg uvm.? Nun, sie sind bzw. waren erfolgreiche Visionäre und Unternehmer – und sie sind nicht für ein deutsches Unternehmen tätig. Komischer Zusammenhang? Auf den ersten Blick vielleicht – auf den zweiten Blick leider die Realität. Wie viele deutsche Visionäre fallen Ihnen spontan ein, welche aktuell auf der globalen Wirtschaftsbühne eine tragende Rolle spielen? Und ich meine bewusst Visionäre, nicht erfolgreiche Manager:innen und/oder Vorstandsvorsitzende.
Visionen schaffen Orientierung und verkörpern Werte – damit schaffen sie Sicherheit und Energie. Auch für schwierige Zeiten bzw. tiefgreifende Veränderungen. In deutschen Unternehmen vermisse ich diese Visionen. Auf Nachfrage erhalte ich dann immer wieder Antworten wie: „In zehn Jahren haben wir unseren Umsatz ver-x-facht und sind Marktführer“. Sorry, keine Vision! Maximal ein Ziel und das auch noch ziemlich schwammig … Das schafft weder Orientierung noch Power.
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Verantwortung
Ab einem bestimmten Level im Management fällt man normalerweise nicht mehr runter, sondern max. auf den nächstmöglichen Nachfolger in der Hierarchie. Manager:innen – insbesondere im Top- bzw. C-Level sind nicht unfehlbar, leider halten sich allerdings viele dafür. Wer für sich und sein Handeln keine Verantwortung übernehmen will, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Kolleg:innen, das Team oder die Mitarbeiter:innen es gleich tun. Eine transparente und konstruktive Fehlerkultur inkl. die Übernahme der Verantwortung ist für alle Unternehmensebenen gleichermaßen zielführend und schafft Vertrauen.
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Durchhaltevermögen
Als Manager:innen sind wir fokussiert, Systeme und Prozesse zu optimieren und damit die Effizienz und/oder Effektivität zu steigern. Eine neue Software oder eine neue Maschine lässt sich auch zeitnah in ein Projekt definieren und nach Plan, z.B. Prince2, umsetzen. Was wir bei der aktuellen Dynamik und dem Fokus auf Prozesse oft übersehen, ist der Mensch.
Die optimale Logik lautet: Verstehen ⇨ Können ⇨ Wollen.
Die Praxis lautet bedauerlicherweise oft: Die Mitarbeiter:innen werden schon „Wollen“ (oder Wollen müssen …), um das „Verstehen“ und „Können“ kümmern wir uns später bzw. das wird dann schon „passieren“. Insbesondere wenn Sie sich konkret Gedanken über eine Veränderung in Richtung New Work und/oder agiles Arbeiten machen, sollten Sie hier ganz schnell umdenken.
Investieren Sie viel (mehr) Zeit in das Verständnis und anschließend für die Qualifikationen Ihrer Mitarbeiter:innen, damit die Voraussetzungen für die Veränderungen geschaffen werden. Das Ergebnis ist mehr Sicherheit und damit einhergehend eine deutliche höhere Bereitschaft für das Wollen.
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Dreiklang
Komplexe Vorhaben und Sachverhalte sind schwierig zu (be)greifen. Leider neigen wir oft dazu, die Themen möglichst kompliziert darzustellen. Kompliziert bietet die Möglichkeit, immer wieder „Notfalltüren“ bereitzuhalten, falls etwas nicht wie geplant funktioniert. Außerdem bietet es die Plattform für das Zurschaustellen von (vermeintlich) individueller Kompetenz und das führt zur Absicherung von Macht und Status. Die Konsequenz daraus ist, dass Veränderungen unnötig in die Länge gezogen werden, mehr Geld kosten und im schlimmsten Fall doch nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt werden.
Zielführend ist das Arbeiten mit einfachen (Denk)Modellen. Ich verwende dafür den Dreiklang. Mit dem Dreiklang reduziere ich Aufgaben, Sachverhalte, Ziele etc. in die drei wichtigsten Hauptbestandteile und setze diese zueinander in Verhältnis. Mit dieser Vorgehensweise können auch sehr komplexe Themen in einfache Modelle zusammengefasst werden.
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Agilität
Sehr spannend – insbesondere im Zusammenhang mit New Work. Ich könnte jetzt sicherlich ad hoc einen kompletten Blog nur über Agilität schreiben. Aber an dieser Stelle ist mir ein Punkt besonders wichtig – dies führt auch immer wieder zu überraschten und manchmal auch enttäuschten Reaktionen in meinen Gesprächen. Ich werde immer wieder angefragt, ob ich als zertifizierter Business-Coach und Srum-Master die Einführung für bzw. von Agilität im Unternehmen begleiten kann. Grundsätzlich sehr gerne, da ich persönlich Srum und agiles Arbeiten – sofern es richtig ein- und umgesetzt wird – als eine großartige Chance für ein Unternehmen betrachte. Zunächst gilt es jedoch, ein einheitliches Verständnis für Agilität und Scrum aufzubauen. Kurz zusammengefasst: Scrum und Agilität ist keine „Methode“ oder „Technik“, welche nach einem vorgefertigten Schema mit entsprechenden Checklisten abgearbeitet und damit umgesetzt wird. Sie sollten sehr hellhörig und vorsichtig werden, wenn Ihnen jemand das so „verkaufen“ will. Es wird nicht funktionieren! Nur so viel: Don´t do agile – be agile! Das setzt ein komplettes Umdenken voraus – „alte“ Strukturen und Hierarchien sind hier nicht mehr Bestandteil. Das erfordert vor dem eigentlichen Umsetzen von Scrum und agiles Arbeiten in der Regel erstmal ein Coaching bei den Manager:innen und Führungskräften in den Unternehmen. Womit wir an dieser Stelle schließlich wieder bei den beiden Commitments vom Anfang wären, denn ohne diese wird es nicht funktionieren …
Neugierig auf mehr? Sie haben konkrete Fragen für Ihre Vorhaben? Gut, lassen Sie uns miteinander reden. Schicken Sie mir einfach eine kurze Anfrage und wann ich Sie am besten erreichen kann.
Ich freue mich auf Ihren Erfolg!